Nicht nur Briefmarken …
… Auch geschichtliche Dokumente stecken in den Sammlungen der Mitglieder des Briefmarken- und Münzsammlervereins Eifelland, Gerolstein. Der gezeigte Beleg vom 7. März 1949 ist gerichtet an Prof. Heuss, Parlamentarischer Rat, Bonn. Dieser Parlamentarische Rat war im September 1948 geschaffen worden, um ein Grundgesetz für einen neu zu errichtenden deutschen Staat auf dem Gebiet der drei westlichen Besatzungszonen zu formulieren. Die drei Militärgouverneure der USA, Großbritanniens und Frankreichs hatten in den Frankfurter Dokumenten am 1. Juli 1948 die Ministerpräsidenten der elf westlichen Länder aufgefordert, eine verfassungsgebende Versammlung einzuberufen. Im Herbst 1948 versuchten die Militärgouverneure in Form eines Memorandums Einfluss auf den Verlauf der Beratungen des Parlamentarischen Rates zu nehmen. Wie der Beleg zeigt, lieferte Prof. Heuss dem Nordwestdeutschen Rundfunk dazu einen Beitrag. Dafür erhielt er ein Honorar von 50,- DM. Dieses quittierte er „Betrag erhalten 18.3.49 Th. Heuss“ mit seiner Unterschrift. Am 23. Mai 1949 trat das Grundgesetz in Kraft, womit die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde. Am 12. Sept. 1949 wählte die Bundesversammlung Prof. Theodor Heuss zum ersten Bundespräsidenten der neuen Republik.
Nun doch wieder zu Briefmarken: 1954 gab die Deutsche Bundespost erstmals
Briefmarken mit dem Bildnis von Theodor Heuss aus. Mit mehr als 70 verschiedenen
Marken ist er die am häufigsten abgebildete Person auf deutschen Briefmarken.
Haben Sie gewusst, dass Postsendungen aus unserer Region vor 75 Jahren mit Briefmarken frankiert werden mussten, die die Bezeichnung RHEINLAND-PFALZ trugen? Auf dem gezeigten Brief aus Gerolstein sind alle im Jahre 1947 erschienenen Marken für dieses Land verklebt worden. Vermutlich waren sowohl der Empfänger als auch der Absender, "B. Strunz (22) Gerolstein (Eifel) Oberförsterei", Briefmarkensammler.
Durch Anordnung der französichen Militärregierung vom 30. August 1946 war die Errichtung des Landes Rheinland-Pfalz bestimmt worden. Das aus bayerischen, hessischen und preußischen Landesteilen zusammengestückelte Land erhielt erst mit Annahme der Verfassung durch Volksabstimmung am 18. Mai 1947 seinen endgültigen Namen.
Bereits im April/Mai 1947 erschienen die ersten Briefmarken mit der Landesbezeichnung. Als Marken-Motive wurden neben fünf Persönlichkeiten (Beethoven, Gutenberg, Ketteler, Marx und Karl der Große) Darstellungen von Gebäuden und Landschaften gewählt. Die mit Abstand auflagenstärksten Marken waren die jeweils mit 60 Mio. Stück gedruckten Werte zu 12 und 24 Pfennig. Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, dass eine Postkarte damals 12 Pf. und ein Brief 24 Pf. kosteten. Den 12 Pf. Wert ziert eine gelungene Darstellung der Porta Nigra.
Den Marken war keine lange Verwendungszeit beschieden. Mit der Währungsreform vom 20. Juni 1948 verloren die noch in Reichsmarkwährung ausgegebenen Freimarken ihre Gültigkeit. Sie durften nur zwei Tage lang im Wertverhältnis von 10:1 zur DM aufgebraucht werden. Die beiden nachfolgend ausgegebenen Dauerserien für Rheinland-Pfalz in DM-Währung zeigten die gleichen Bildmotive, jedoch in geänderten Farben. Am 31.Dez. 1949 verloren auch diese ihre Gültigkeit und am 31. März 1950 war durch ungültig werden auch der Sondermarken Schluss mit dem Briefmarkenland RHEINLAND-PFALZ.
Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 lagen Soldaten des Norddeutschen Bundes auch in der Eifel. Offensichtlich herrschte in unserer Region damals die Rinderpest. Die Soldaten wurden auch dafür eingesetzt, die Ausbreitung dieser Krankheit zu verhindern. Dies ergibt sich aus dem Inhalt des gezeigten Briefes.
Brief „An den Königl. Premire Leutnant u. Compagnieführer der 2 Comp. Bes. Batl. Wetzlar No 88 Herrrn Aldenhoven Hochwohlgeboren Bitburg“ abgesandt am 26. Sept. 1870 in Hillesheim. Da es sich um einen Militaria Brief (vorne unten vermerkt) handelt, war er portofrei.
Die Rinderpest ist eine hochansteckende Viruserkrankung die neben Rindern und Büffeln auch andere Wiederkäuer und Paarhufer befällt. Die Krankheit gilt seit 2011 als ausgerottet. Der letzte Rinderpestfall in Europa war in Italien 1954. In der Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika (heute Namibia) brachte der Ausbruch der Rinderpest um 1900 das Transportwesen fast zum Zusammenbruch, wurden doch dort die Ochsenwaagen mit bis zu 18 Ochsen bespannt. Die letzten Rinderpestfälle in Deutschland gab es im Jahre 1870.
Hier die Übertragung des Textes:
Euer Hochwohlgeboren
Beehre ich mich ergebenst anzuzeigen, daß der letzte Rinderpestfall hier am 23. d.M. des morgens, zu Gerolstein am 22. d.M. und zu Pelm seit des Aufenthalts des dortigen Detachements kein Fall, und zu Lissingen überhaupt noch kein Fall constatiert worden ist.
Lissingen ist auf Anordnung des Bürgermeisteramts zu Pelm, resp. des Landraths zu Daun zur Zeit militairisch bewacht worden, um diesen Ort, welcher an der Verkehrsstraße zwischen den 2 sehr verpesteten Orten Birresborn und Gerolstein gelegen ist, gegen die Pest zu schützen.
Wegen des Wiederholungsfalles zu Gerolstein (am 22. d.M.) beabsichtigte der Bürgermeister zu Pelm, die Vertheilung der in Pelm liegenden Mannschaften nach Gerolstein und zur größeren Sicherheit auch noch auf Lissingen beim Landrath beantragen zu wollen.
Da sich aber hier die Wachtposten seit gestern verstärkt haben, so daß einige der Mannschaften sogar 2 Nächte hintereinander auf Wache ziehen müssen (am Tage sind Civilposten ausgesetzt, und haben daher unsere Leute Ruhe), so habe ich das hiesiege Bürgermeisteramt ersucht, die Verstärkung beim Landrathsamt nachzuholen zu beantragen.
Richter
Vice Feldwebel
Hier kann man den kompletten Bericht über den rasanten Anstieg des Briefportos in der Hochinflationsphase herunterladen
In diesem Beitrag werden alle Variationen von Notgeld dargestellt und viele historische Dokumente und Belege gezeigt. Den kompletten Beitrag können Sie sich hier herunterladen
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